Der Rhodesian Ridgeback in der Rettungshundearbeit

Allgemeines
Rettungshundearbeit ist mehr als nur ein Hobby und artgerechte Beschäftigung für Ihren Rhodesian Ridgback.
Es ist eine ehrenamtliche Tätigkeit, die wöchentlich viel Zeit (ca. 15 Stunden) in Anspruch nimmt. Training und Einsatz finden bei jedem Wetter und letzteres, zu jeder Tages- und Nachtzeit statt.
Wer sich für diese Art von Arbeit interessiert, der sollte sich im Klaren darüber sein, dass es neben dem Spaß hier um die Rettung von Menschenleben in Notsituationen geht, wie z.B. der Suche nach Suizidopfern, vermissten Kindern und Alten oder auch verschütteten Personen nach einem Erdbeben, einer Gasexplosion oder gar einem Zugunglück. Für Hund und Mensch ist diese Arbeit nicht immer ganz ungefährlich und unbelastend.

 

In der Rettungshundearbeit wurde in den Anfängen nahezu ausschließlich mit Allroundern, wie den deutschen Schäferhunden, den Riesenschnauzern etc. und mit Mischlingen gearbeitet. Nachdem Hütehunde, wie den Border Collies und Australian Shepherds in Mode kamen, entdeckte man deren schnelle Ausbildungsmöglichkeit. Jagdhunde zählen im Bereich der Rettungshundearbeit zu den „Exoten“, da es hier an Know-how mangelt und sich das Vorurteil des unlenkbaren Jagdtriebes hartnäckig hält.

 

Die Absolvierung einer Schutzhundeprüfung in den Anfängen der Rettungshundearbeit war Inhalt vieler Prüfungsordnungen. Nahezu alle Hilfsorganisationen und alle freien Organisationen haben mit der Zeit Ihre eigenen Prüfungsordnungen aufgestellt, so dass das Niveau und der Anspruch hier sehr unterschiedlich sind und waren. Ab 2005 wird die Prüfungsordnung im Bereich Rettungshundewesen harmonisiert, so dass über kurz oder lang jede Organisation diese nutzen muss, um von den Behörden alarmiert zu werden.

 

Wenn Sie sich mit der Hundearbeit und dem gemeinnützigen Gedanken der Arbeit identifizieren können, so ist folgender Einblick für Sie interessant:

 

Eignung der Rasse Rhodesian Ridgeback
Der als Jagdhunde gezüchtete Rhodesian Ridgeback jagte ursprünglich in der Meute und stellte Löwen, damit diese für den Jäger frei zum Schuss waren. Die Rasse zeichnet eine sehr gute Nase und eine hervorragende Wendigkeit aus, was Sie für die Arbeit auch auf Trümmern geeignet macht.

 

Der natürliche Schutztrieb wurde zum Bewachen von Grundstücken und des Hab und Guts des Jägers eingesetzt, jedoch ist dies eine Eigenschaft, die bei allen Jagdhunderassen mehr oder weniger stark ausgeprägt vorhanden ist. Der Schutztrieb stellt, wie die Praxis zeigt, kein Problem für die Rettungshundearbeit dar. Im Gegenteil, da die RR das Stellen „im Blut“ haben, fällt den meisten eine Verbellübung (eine Form eine Person anzuzeigen) leicht und man kanalisiert den Trieb ein wenig.

 

Aufgrund seiner guten Nasenveranlagung ist der Rhodesian Ridgeback auch als Jagdhelfer für die Nachsuche bestens geeignet. In Deutschland findet er jedoch überwiegend als Familienhund Verwendung, was aufgrund seines Schutztriebes und seinem ausgeprägten Rangordnungsempfinden nicht unkritisch zu betrachten ist.

 

Rettungdhundearbeit ist Jagd. Jagd nach menschlichem Geruch. Der Ridgeback sucht hier überwiegend mit halbhoher oder hoher Nase, wobei routinierte Hunde sich unter Umständen auch mal an einer Fährte orientieren, was aber nicht den Regelfall darstellt und auch nicht darstellen sollte.

 

Entgegen der Meinung vieler Rettungdhundler ist die Rasse Rhodesian Ridgeback für diese Art der Arbeit, aufgrund Ihrer sehr guten Nasenleistung, Ihrer Nervenstärke, Ihrer Selbständigkeit und Ihrer Führigkeit für die Rettungshundearbeit sehr gut geeignet. Die Arbeit stellt eine Ersatzhandlung zur Jagd dar was dazu führt, dass die Hunde ausgeglichener und zufriedener sind.

 

Zugegeben dauert die Ausbildung eines Rhodesian Ridgeback ein wenig länger, da man seine späte Reife berücksichtigen muss. Der nicht oftmals nicht ganz so ausgeprägte Spieltrieb muß etwas stärker gefördert werden, jedoch sind viele Rhodesian Ridgebacks sehr neugierig und gefräßig, so dass man hier gute Alternativen hat diese Hunde zu motivieren. Der Aufbau des Spiels und das Spielen mit Fremden dauert bei einem RR oftmals länger gegenüber allen anderen Rassen. Hierauf kann man sich in der Ausbildung einstellen und z.B. auf Alternativen zurückgreifen, wie z.B. die Bestätigung über Futter oder die Ausbildung zum Bringsler oder Rückverweiser.

 

Die Rhodesian Ridgeback ist in der Rettungshundearbeit selten zu finden, da man Ihnen Sturheit nachsagt, was bei Unterforderung und mangelndem Einfallsreichtum schnell zum tragen kommt. Auch die Reserviertheit gegenüber Fremden läßt viele Ausbilder am Rhodesian Ridgeback als Rettungshund zweifeln, was durch den Aufbau eines Opferbildes leicht zu „beheben“ ist, man darf von einem RR nicht erwarten, dass er genauso gern mit Fremden spielt wie mit seinem eigenen Hundeführer. Jedoch schränkt es die Zuverlässigkeit eine vermisste Person anzuzeigen und zu finden in keinster Weise ein – im Gegenteil, Rhodesian Ridgebacks neigen weniger dazu die „vermissten Personen“ zu bedrängen.

 

Auch lassen sich mit den Ridgebacks einzelne Übungen nicht endlos wiederholen. RR müssen langsam und ohne Druck an Ihren neuen Job heran geführt werden – oftmals brauchen die Hunde anfangs etwas länger, bis Sie verstehen, was Sie tun sollen, manchmal glaubt man wochenlang, dass sich ein RR stur stellt oder schwer von Begriff ist, doch lässt man ihn dann eine Zeit eine Übung nicht mehr ausführen und nimmt diese nach einigen Wochen wieder auf, entsteht oft der Eindruck, der RR hätte nie etwas anderes getan und man wird den Arbeitseifer dieser Hunde nicht mehr übersehen können. Konsequenz, Ideenreichtum, Offenheit, Geduld, Motivation und viel Lob sind der Schlüssel zur erfolgreichen Ausbildung eines RR. Hier muß der allgemeingültige Grundsatz der Rettungshundler groß geschrieben werden: „Ein Hund lernt arbeiten zu dürfen – er muss nicht!“

 

In vielen Rettungshundestaffeln dürfen die Hunde vor und nach dem Training zusammen laufen und „spielen“, auch hier gliedert sich ein sozialisierter RR sehr gut in eine Gruppe ein, manch einer sorgt sogar für Ruhe, denn die RR verfügen über ein recht ausgeprägtes Rangordnungsempfinden, was sicherlich in Ihrem Ursprung als Meutehund begründet ist. Ist die Ordnung erst einmal hergestellt wird es nur sehr wenig Unfrieden in einem „formierten Rudel“ geben.

 

Die Arbeit
Aufgabe der Rettungshundestaffeln ist es in Not geratene vermisste Personen z.B. Schockopfer, orientierungslose Personen, hilfsbedürftige, bzw. kranke Personen, die z.B. Medikamente benötigen, suizidgefährdete Mitmenschen, vermissten Kinder und alten Menschen in unwegsamen und unübersichtlichen Gelände zu suchen und zu finden. Rettungshundearbeit lässt sich in mehrere Bereiche aufteilen: Da wäre zunächst die Flächensuche zu nennen, bei der ein Rettungshund, mit einer Kenndecke gekennzeichnet, frei laufend zusammen mit seinem Hundeführer ein zugeteiltes Suchgebiet durchstreift. Der Hundeführer teilt hier für sich und den Hund das Suchgebiet systematisch ein und bewegt sich entsprechend. Er dient so seinem Hund als Orientierung, solange der Hund „nichts in der Nase“ hat. Die Überlegenheit der Hunde zeigt sich insbesondere bei Dunkelheit und bei dicht bewachsenem Gelände.

 

Bei der Trümmersuche ist es notwendig, verschüttete Personen unter Trümmern zur orten und aufzuspüren. Verschüttete liegen oftmals einige Meter tief unter den scharfkantigen und gefährlichen Trümmern. Was die Arbeit für den Hund nicht ungefährlich macht. Rettungshunde sind unersetzlich bei der Suche nach verschütteten Personen, denn trotz unserem hohen technischen Standard stellt ein ausgebildeter Rettungshunde jegliche Technik in den Schatten. Nach wie vor kann man hier auf die Nasenleistung eines Hunde nicht verzichten.

 

Mantrailing ist die Suche nach einer bestimmten Person, von der der Hund zuvor eine Geruchsprobe bekommt, an einer langen Suchleine. Diese Art der Suche kommt aus der amerikanischen Polizeihundeausbildung und wird dort vorwiegend mit den Bloodhounds praktiziert. Jedoch sind auch hier Jagdhunderassen, wie der Bayrische Gebirgsschweisshund oder der Hannovrische Schweisshund denkbar. Diese Art der Suche ist noch zeitintensiver als die Flächen- oder Trümmersuche und muß täglich trainiert werden, wobei man hier mit vielen verschiedenen Menschen trainieren muss.

 

Lawinenhunde dienen dazu von Lawinen verschüttete Menschen zu orten. Diese Arbeit ist natürlich regional sehr beschränkt und auch die Technik schreitet hier voran. Viele Skifahrer oder Snowboarder werden anhand einer kleinen Platte in der Ausrüstung durch Technik nach einem Lawinenabgang ortbar und so verlieren die Hunde hier etwas an Bedeutung, sind aber dennoch nach wie vor nicht wegzudenken.

 

Viel (Frei-)Zeit und Idealismus sind notwendig, um ein gutes Rettungshundeteam zu werden. Das Training der Hunde und ihrer Hundeführer findet meist zweimal in der Woche statt. Dabei sind 4-8 Stunden Trainingszeit, je nach Staffelgröße, auf wechselndem Gelände bei Wind und Wetter üblich. Die Hunde suchen frei (ohne Leine) und zeigen die gefundene Person u.a. durch anhaltendes Bellen, Rückverweisen oder Bringseln an. Um die Hunde für die Trümmersuche auszubilden, trainiert man sie über Bohlen, Wippen, Fassbrücken und wackeligen Untergrund zu laufen, Leitern zu steigen sowie durch dunkle Gänge oder Röhren kriechen. Hierdurch schult man Koordination der Vierbeiner sowie Sicherheit und Bedacht auf unangenehmen Untergründen.

 

Hundeführer erlernen ein umfangreiches theoretisches Wissen und müssen dies auch in einer jährlichen Prüfung nachweisen, außerdem müssen sie körperlich und geistig fit und belastbar sein. Das theoretische Wissen umfaßt: Einsatztaktik, Sanitätshelferausbildung, Funken, Karten- und Kompasskunde, Erste Hilfe am Hund, Kynologie (Abstammung und Verhalten des Hundes), Sicherheitsfahrtraining, Mot-Marsch-Regeln, Hundeanatomie und –physiologie/Krankheiten des Hundes, Schulung über Besonderheiten bei psychisch und physisch Kranken, Gebäudestatik/Erdbebenkunde, Wetterkunde und Thermik, sowie Abseiltechniken.

 

Voraussetzungen
Grundsätzlich können Sie Rettungshundeführer werden, wenn folgende Voraussetzungen gegeben sind:

  • Sie haben einen gesunden Welpen/Junghund, der nicht älter als 2 –5 Jahre ist
  • Ihr Hund spielt gerne, ist wesensfest und menschenbezogen
  • Sie haben die Bereitschaft, jede Menge Freizeit in die Ausbildung zu investieren.
  • Sie wollen mit Ihrem Hund anspruchsvoll arbeiten, kennen vielleicht sogar Ihre Ausbildungsrichtung,
  • Auch Neulinge der „Materie Hundausbildung“ mit dem Willen etwas dazu zu lernen sind erwünscht
  • Sie verfügen über Teamgeist
  • Sie sind mindestens 18 Jahre alt
  • Sie sind körperlich und geistig fit und belastbar

Bitte fragen Sie Ihre Rettungshundestaffel vor Ort nach den genauen Voraussetzungen, die sich durchaus von Staffel zu Staffel unterscheiden können.

 

Ausbildung Hund
Die Ausbildung des Hundes beginnt bevorzugt im Welpen- oder Junghundalter und dauert ca. 2 Jahre. Zur Ausbildung geeignet sind grundsätzlich alle Hunderassen. Es spielt keine Rolle, ob es sich um einen Rasse oder Mischlingshund handelt. Der Hund sollte möglichst eine mittlere Größe haben, wesensfest und ausdauernd sein. Eine gute Nasenveranlagung und ausgeprägter Such- und Stöbertrieb sind von Vorteil. Weit verbreitet in den Rettungshundestaffeln sind die Hütehunde und Gebrauchshunderassen, Labrador, Retriever, weniger geeignet sind hingegen die Sichtjäger wie Huskys und die Vertreter der Windhunderassen. Zukünftige Rettungshunde dürfen nicht ängstlich oder überaggressiv sein und müssen sehr gut sozialisiert sein. Die Hunde sollten selbstbewusst und eher devot sein, da das Selbstbewusstsein durch diese Art der Arbeit noch gesteigert wird, was zu Dominanzproblemen führen kann. Raufer sind nicht erwünscht, ein guter Grundgehorsam (Welpen natürlich ausgenommen) ist erwünscht. Die Ausbildung setzt natürliches Rudelverhalten und ein gesundes Verhältnis zum Menschen voraus. Das Vertrauen zwischen Hundeführer und Hund ist die Grundlage der erfolgreichen Rettungshunde-Ausbildung. Hundeführer und Hund bilden eine Einheit, das so genannte Rettungshundeteam wird sich meist erst in der Ausbildung erarbeitet.

 

Ausbildung Mensch
Er muss die Bereitschaft mitbringen, jede Menge Freizeit in die Ausbildung seines Hundes und seiner selbst zu investieren. Auch eine große Portion Idealismus und Teamgeist gehören dazu. Mitmenschen in Not zu jeder Tag und Nacht helfen zu wollen. Neben der Arbeit mit dem Hund durchläuft der Hundeführer normalerweise eine eigene theoretische Ausbildung. Diese setzt sich u.a. zusammen:

  • Sanitäter, Sanitätshelfer Ausbildung
  • Erste Hilfe Hund
  • Orientierung mit Karte und Kompass in schwierigem Gelände
  • Trümmerkunde
  • Funken (und Fahren im Einsatz)
  • Einsatztaktik
  • Stressbewältigung
  • Kynologie

Die Ausbildungszeit für Hund und Hundeführer beträgt je nach Organisation etwa 2 Jahre. Abschluss ist die Prüfung der jeweiligen Organisation. Die Prüfung wird u.a. in folgenden Bereichen ablegt: Unterordnung (Gehorsam), Geräte (Gewandtheit), Flächensuche, Trümmersuche und Theorie. Erst nach erfolgreich abgelegter Prüfung werden Hund und Mensch als RH-Team anerkannt und sollten mit ihrer Staffel in den Einsatz gehen. Die Prüfungen müssen in der Regel jährlich/anderthalbjährlich wiederholt werden

 

Funktionen außerhalb der Rettungshunde-Ausbildung
Sollten Sie keinen Hund haben, aber Spaß im Umgang mit Hunden und Menschen, dann werden Sie Helfer der Rettungshundestaffel! Im Training simulieren die Helfer „die Opfer/vermissten Personen“ für die Rettungshunde-Teams. Ohne gute Helfer ist keine gute Ausbildung der Rettungshunde möglich. In Zusammenarbeit mit dem Ausbilder der Staffel und den jeweiligen Hundeführern arbeitet der Helfer im sog. Versteck mit dem Hund und unterstützt die Rettungshunde-Teams im Einsatz. Auch hier ist natürlich eine Grundvoraussetzung, dass der Helfer Hunde mögen muss. Des weiteren muss der Helfer eine gute Auffassungs- und Beobachtungsgabe für die Hunde entwickeln.

Wenn Sie immer noch an einer aktiven Mitarbeit in einer Rettungshundestaffel interessiert sind und Sie meinen, diese Art der Ausbildung ist für Sie und Ihren Hund genau das Richtige, dann tun Sie den ersten Schritt und schauen Sie doch einfach ein Training Ihrer Rettungshundestaffel von DRK, THW, ASB, JUH, BRH, DRV, Feuerwehr, Bergwacht, freie Staffel, etc. am Ort oder der Umgebung zu.
 
Prüfen Sie die Staffel, auf Ihre Arbeits-/Ausbildungsweise und schauen Sie sich die Mitglieder genau an, besuchen Sie verschiedenen Staffel unterschiedlicher Organisationen, überprüfen Sie so, ob Ihnen die Arbeitsweise und auch die Mitglieder der Staffel liegen, denn im Einsatzfall sollten Sie sich „Blind“ auf seine Kollegen verlassen können.

 

Weitere Infos erhalten Sie unter:
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Sabrina Hacke

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